Was ist Liebe?
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Sich zufällig begegnen, sich interessiert anschauen,
sich durchaus gefallen, deshalb sich mehr wünschen,
als sich nur aus sicherer Entfernung anzustarren.
Ist das vielleicht schon Liebe?
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Miteinander sprechen, sich gut unterhalten,
intensiv flirten, großen Gefallen aneinander finden,
sich verabreden, zusammen ausgehen, tanzen.
Ist das nicht der Anfang der Liebe?
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Dann endlich miteinander ins Bett gehen,
sich in einen wahren Rausch steigern,
schließlich glauben, man könne nie mehr allein sein.
Das muss aber jetzt wirklich Liebe sein!
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Weit gefehlt! Das ist alles sehr schön, ohne Frage,
aber es ist immer noch nicht die wahre Liebe.
Man kann hoffen, sie eines Tages zu finden,
auf dem langen, mühsamen Weg zum Glück.
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Liebe und weniger?
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Man nennt es oftmals Liebe,
doch kann es auch weniger sein.
Um Sinnenfreuden zu genießen,
braucht es nur Lust und Gelegenheiten.
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All diese elementaren Gefühle der Liebe,
die Folgen, Gefahren, Abhängigkeiten,
das korrekte Benehmen, die Askese,
verringern doch nur den Spaß im Leben.
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Wenn man nur das Eine will,
dann reicht es, jemanden zu finden,
der auch nur dieses Eine sucht.
Liebe ist dann ziemlich überflüssig.
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Und Liebe ist auch zu hoch gegriffen,
wenn nur der Trieb befriedigt werden soll,
wenn nur Tribut entrichtet werden muss
an dieses eine absolute Wunder: Leben.
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Die Liebe von Zwillingen
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Man stelle sich vor, man würde Zwillinge kennenlernen,
sehr hübsche Mädchen, die sich wirklich glichen
so wie das berühmte eine Ei dem anderen gleicht,
kein Unterschied wäre zu erkennen, weder im Aussehen
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noch im Umgang, nicht in der Sprache, nicht im Denken
und selbst an den intimsten Stellen wären beide völlig gleich.
Schon tagsüber wäre es kaum möglich, sie zu unterscheiden,
man könnte nur raten, welche gerade ein Buch liest.
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Und erst recht in der Nacht, wenn alle Katzen grau
und alle Zwillinge noch gleicher sind. Wenn man zu dritt
im Bett läge und sich lieben wollte, der Mann in der Mitte,
links und rechts genau dasselbe Mädchen, zu hundert Prozent.
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Gut, man hat ja zwei Hände und zum Glück auch zwei Beine,
aber nur einen Mund, eine Zunge, eine Nase. Dass man zwei Augen
hat, ist in diesem Fall egal, man schielt ja nicht, aber auch nur ein Glied
und da sind nun mal zwei Löcher, die beide bedient werden wollen.
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Polyamorie
Warum sollte man eigentlich
seine Liebe nur einer Frau schenken,
wenn es doch noch so viele andere gibt,
die es Wert sind, Liebe zu empfangen?
Warum sollte man sich unbedingt,
bis an das Ende seines Lebens,
ausschließlich an eine einzige Frau binden,
selbst wenn sie wirklich die große Liebe ist?
Warum muss man verheimlichen,
verbergen, unterdrücken, vernebeln,
um diese eine, die ewige, nicht zu vergrätzen,
wenn man es wagt, auch nach anderen zu schauen?
Das Leben ist wirklich zu kurz und zu schade,
um nicht auszukosten, was es einem bietet.
Niemand wird geschädigt, niemand ist vergessen,
wenn die Liebe viele Wege betritt.