Die Fahrt nach Lyon
Er hatte sie im Internet kennengelernt, genauer gesagt auf Facebook.
Sie verstanden sich gut und konnten wunderbar miteinander plaudern.
Er, ein älterer Mann, sie eine junge attraktive Frau mit Eleganz.
Sie fanden unerschöpfliche Themen, die perfekt zu ihnen passten.
Nach einiger Zeit konzentrierten sie sich auf den Austausch
erotischer Erfahrungen und Wünsche und auch hier war die Harmonie groß.
Langsam entstand der Wunsch, sich näher kennenzulernen,
auch körperlich, nicht nur virtuell, um die Realität des Lebens zu genießen.
Sie verabredeten sich für ein Wochenende in einem Hotel in Lyon.
Er buchte ein Doppelzimmer und fuhr mit dem Zug nach Frankreich.
Als Treffpunkt war die Lobby des Hotels ausgemacht, pünktlich um acht Uhr,
damit man vorher noch schön und gepflegt essen gehen konnte.
Sie trafen sich tatsächlich, aber seine Enttäuschung war riesengroß,
denn statt der erhofften rasanten jungen Frau, saß ihm eine korpulente
Mittfünfzigerin gegenüber, die fraglos gut plaudern konnte, aber das war’s auch.
Sie trennten sich nach dem Diner, das trotz allem ganz angenehm war.
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Auf der Suche
Durch die dunklen Gassen einer halbtoten Stadt streifen,
jedes Licht begierig aufnehmen und neugierig erkunden,
lange Wege zu Fuß zurücklegen, auf der rastlosen Suche
nach dem Unbekannten, dem ultimativen Kick im monotonen Brei.
Ein Moped fährt vorbei, eine Frau im schwarzen Kleid,
sie hält an, lächelt: „steig auf! komm mit!“,“wohin? welches Ziel?“
Sie steuert ein billiges Hotel am Stadtrand an, nur ein paar Dollar.
Im Zimmer wird klar, sie ist ein Mann. Etwas Beklemmung. Was tun?
Weiter auf der nächtlichen Suche. Vor einem Massagesalon sitzen
vier Mädchen in einheitlichen Kleidern, aber unterschiedlich hübsch.
Eine sieht ganz aus, hat aber sehr große Schneidezähne.
„Relax here?“, „No!“, What then?“, „Only massage, no more!“,“ bye bye.“
Dann ein neues Moped, diesmal ist die Frau echt Frau, kein fake.
Die Suche nach ein bißchen Intimität ist erfolglos. Sie redet nur von Geldsorgen,
ist wütend, als sie nicht bekommt, was sie will. Lösche die Bilder auf dem Handy,
darauf besteht sie, erst dann verschluckt sie wieder die Nacht. Ruhe kehrt ein.
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Ein seltsames Ereignis 1
Er war stundenlang in einer einsamen Gegend gewandert. Als er gegen Abend
eine kleine Herberge erreichte, war er glücklich. Er könnte hier essen und schlafen
und am nächsten Morgen seinen Weg mit neuen Kräften fortsetzen. Doch leider
informierte ein Zettel an der Tür, dass das Haus für eine Woche geschlossen sei.
Er war enttäuscht. Was sollte er tun? Wo sollte er die Nacht verbringen?
Dann bemerkte er, dass ein Fenster halb offen stand. Ohne zu zögern stieg er ein,
fand in der Küche etwas zu essen und auch ein Bett, in dem er rasch einschlief.
Mitten in der Nacht erwachte er und sah im spärlichen Mondlicht eine Gestalt,
eine jungen Frau in einem weißen Kleid, die in der Tür seines Zimmers stand.
Er erschrak, wollte schreien, aber sie gab ihm deutlich zu verstehen, dass
er ruhig sein solle. Dann streifte sie das Kleid ab, kam völlig nackt auf ihn zu,
umarmte ihn und ehe er richtig begreifen konnte, was ihm geschah, lag sie
bei ihm im Bett und sie liebten sich mit großer Inbrunst. Kaum waren sie fertig,
schlief er ein und als er aufwachte, stand die Sonne hoch am Himmel und er war allein.
Er glaubte, dass ihn ein intensiver Traum genarrt hatte, aber da lag nicht nur ein
weißes Kleid auf dem Fußboden, auf dem Bettlaken hatte sich ein roter Fleck gebildet.
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Ein seltsames Ereignis 2
Es war also kein Traum, die Frau war bei ihm gewesen und hatte ihn geliebt.
Er konnte sie noch immer spüren, ihr Duft hing im Laken, das Blut war noch
feucht. Er stand auf und durchsuchte das Haus, aber es war leer und es gab
keine weiteren Anzeichen, dass kürzlich jemand hier zu Gange gewesen war.
Er war irritiert. Einem ersten Impuls folgend, wollte er das Haus rasch verlassen,
aber etwas hielt ihn zurück, die vage Hoffnung, diese seltsame Erscheinung
könne noch einmal kommen und ihm noch einmal das bieten, was ihn in der
letzten Nacht so sehr erregt hatte, die brennende Sehnsucht einer Jungfrau.
Und so blieb er voller Angst und wartete voller Hoffnung, malte sich aus,
wie sie vor ihm stehen, ihr Kleid abstreifen, wieder auf ihn zukommen würde
und er ihrem Zauber erneut verfiele, aber der Schlaf war stärker und er verlor
sich im nebeligen Nirwana zwischen banaler Realität und heftigen Träumen,
die ihn heimsuchten, aber es ging nicht um die Liebe eines unschuldigen Mädchens,
es waren quälende Alpträume, Kämpfe gegen unheimliche Wesen. Als er
am nächsten Morgen schweißgebadet aufwachte und sich die Verkrampfung löste,
hatte sich zu seinem Entsetzen auf dem Laken ein zweiter roter Fleck gebildet.