31. März 2020

Coronavirus – meinen Enkeln erklärt

In diesen harten Zeiten, da die Schule ausfällt, die Spielplätze geschlossen sind und ihr euren Eltern vermutlich etwas auf die Nerven geht, will ich euch etwas über Viren erzählen, besonders auch über diesen üblen Gesellen Corona. Das Wort Virus stammt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie Schleim oder Gift und das Wort Corona ist ebenfalls Lateinisch und bedeutet Krone. Ich kann euch was erzählen, weil ich früher, als ich noch an der Uni studierte, auch Kurse über Virologie, der Lehre von den Viren, belegt hatte. Wie ihr ja sicher wisst, ist die Ursache all dieser Kacke, die uns umgibt, all dieser Einschränkungen, all dieser schlimmen Zustände ein Virus mit dem schönen Namen Corona. Aber dieser Virus ist alles andere als nett, obwohl er unter dem Mikroskop sogar schön aussieht, man braucht aber ein ganz teures Mikroskop, ein Elektronenmikroskop, um ihn überhaupt zu sehen, denn er ist ganz winzig, unvorstellbar winzig und trotzdem unvorstellbar gefährlich. Wenn man solch ein Mikroskop hat oder auch nur Bilder sieht, könnte man an eine Krone denken. Ich sehe aber eher einen Igelball, ihr wißt doch, was das ist, so ein Kunststoffball mit langen Stacheln. Aber der Virus heißt nun mal Corona und nicht Igelbällchen und so lassen wir ihm seinen schönen Namen, das einzig schöne, das man mit ihm in Verbindung bringen kann.

Man weiß gar nicht so richtig, ob Viren echte Lebewesen sind oder nur eine besondere Art von Giftstoffen. Viren können schlimme Krankheiten auslösen, wie jetzt dieser Coronateufel, oder das Poliovirus, das Kinderlähmung verursacht, aber auch ein ganz normaler, harmloser Schnupfen und die normale Grippe werden von einem Virus verursacht. Bleiben wir mal bei den Grippeviren, denn zu denen gehört nämlich Corona, das sind richtige Piraten, die auf Reisen gehen, Schiffe entern, sie zerstören und dadurch versenken, aber nicht genug, aus jedem Stück Holz, entsteht ein neues Schiff, das voll mit Piraten ist, die weiter ihr Unwesen treiben. Nun ja, es ist natürlich nicht ganz so, wie in einem Seeräuberfilm. Die Reise erfolgt nicht auf dem Meer sondern am liebsten in der kalten Jahreszeit in überfüllten S-Bahnen oder propenvollen Lokalen und die Schiffe, die die Viren transportieren sind die Menschen. Man redet auch nicht von kapern, sondern von anstecken oder infizieren. Die Ansteckung erfolgt immer von Mensch zu Mensch, zum Beispiel wenn man von einem angeniest oder angehustet wird, der bereits krank ist. Die Viren sind dann in den Tröpfchen, die er aus dem Mund schleudert, wenn so ein richtiges Hatschi abgeht. Deswegen ist es wichtig, dass man besonders jetzt Abstand zu anderen hält, denn viel mehr als einen Meter können die Tröpfchen nicht fliegen. Im Freien schon gar nicht, aber wenn man in einem Raum ist, in dem viele Leute niesen und husten, ist die Luft so voller Tröpfchen und in vielen können sich gefährliche Viren befinden, dann hilft auch nicht mehr, dass man Abstand von den anderen hält.

Also, wir wissen jetzt, wie die Viren in die Luft gelangen, aber was passiert danach, wie kommen sie in den Körper eines Gesunden? Wenn man einer solchen menschlichen Virenschleuder zu nahe kommt, gelangen die kleinen Teufelchen in den eigenen Mund oder in die Nase und damit auf eine Stelle des Körpers, die schlecht geschützt ist. Denn unsere normale Haut ist wie eine sehr feste Wand, durch die kein Einbrecher eindringen kann. Aber die Schleimhäute im Mund und in der Nase sind wie offene Fenster. Der Einbrecher muss noch nicht einmal das Glas zerbrechen, er steigt einfach durch das Fenster und ist schon im Haus. So kommen die Viren in den Körper einer gesunden Person und dort brauchen sie kein Schiff mehr, um weiterzukommen. Über die empfindliche Schleimhaut gelangen sie direkt in das Blut und das Blut, das wisst ihr ja, kreist im Körper. Das ist der sogenannte Kreislauf, der durch eine sehr leistungsfähige Pumpe angetrieben wird, ja genau, das ist unser Herz. Die wenigen Viren, die jetzt im Blut sind, gelangen praktisch an alle Stellen in unserem Körper, aber wollen nur an einer Stelle an Land gehen, weil sie nur ein dieser einen Stelle das finden, was sie suchen. Der Ort, den sie am liebsten mögen, ist die Lunge. Ihr wisst ja, dass die Lunge das Atmen ermöglicht, Atmen heißt, es wird Sauerstoff aus der Luft in unseren Körper transportiert, denn ohne Sauerstoff erstickt man. Ihr müsst auch noch wissen, dass die Lunge, wie unser gesamter Körper aus vielen Millionen einzelner Zellen besteht, in denen all die Vorgänge ablaufen, die wir Leben nennen. Stellt euch also jetzt folgende Situation vor. Von den Viren, die in unseren Körper gelangt sind, von diesen üblen Piraten, gelangen nur ein paar in die Lunge, nehmen wir mal an, nur ein einziger. Er merkt, dass er sein Ziel erreicht hat und schleicht sich nun an eine Zelle ran und wenn diese nicht aufpasst, schwuppdiwupp, ist er erst an der Zellwand, klammert sich mit seinen vielen Füßchen fest, den Zacken der Krone und dann ist er auch schon in der Zelle drin und dann ist das Schiff geentert, so nennt man das bei den Piraten. Das mit dem aufpassen ist gar nicht so falsch, denn es gibt tatsächlich im Körper eine Art von Polizei, man nennt sie weiße Blutkörperchen, die alle Fremden im Körper am Kragen packen und unschädlich machen. Aber wenn die Polizei noch keinen Steckbrief hat, also noch gar nicht weiß, wer gehört hierher und wer nicht, dann ist sie machtlos und kann nichts tun. Erst wenn genug Steckbriefe verteilt worden sind, man sagt dazu, wenn man immun geworden ist, kann sie anfangen zu verhaften.

Aber weiter mit diesem einen Pirat, der es geschafft hat, eine einzige Lungenzelle zu erobern. Jetzt könnte man doch meinen, dass ein Virus in einer Zelle doch gar nichts ist, denn es gibt noch immer viele, viele gesunde Zellen. Das stimmt, aber jetzt zeigt sich, wie böse und gemein die Viren sind, all Viren, nicht nur die Coronas, denn dieser eine bringt als erstes die Mannschaft der Zelle in seine Gewalt. Die Zelle darf jetzt nicht mehr machen, was sie soll, wozu sie da ist, zum Beispiel den Sauerstoff aus der Atemluft in das Blut, besser gesagt in die roten Blutkörperchen, zu verladen. Nein, der böse Pirat befiehlt der Zelle, viele neue Viren herzustellen. Sie darf nichts anderes mehr tun, als immer mehr Viren zu produzieren. Irgend wann ist die Zelle dann randvoll mit neuen Viren, platz und die ganze Fracht wird frei und kann andere Zellen befallen. Und was machen die, genau dasselbe und so geht es immer weiter. Die Zelle ist natürlich tot, nachdem sie geplatzt ist, das Schiff ist sozusagen versenkt, und wenn viele Zellen absterben, wird immer weniger Sauerstoff in das Blut verfrachtet und irgend wann stirbt der kranke Mensch, weil er erstickt. Aber das ist noch nicht genug Unheil, denn während der Mensch noch lebt, ja noch nicht einmal merkt, dass er überfallen wurde, noch nicht einmal husten oder niesen muss, kann es sein, dass er mit den feinen Tröpfchen in seiner Atemluft andere Menschen ansteckt, bei denen dann die üble Geschichte genauso abläuft.

Jetzt habe ich euch erzählt, wie gemein die Viren sind und wie sie es schaffen einen Menschen krank zu machen. Nun will ich noch erklären, warum ihr in der Stube bleiben müsst, das Haus nicht verlassen sollt. Um das deutlich zu machen, verwende ich eine andere Geschichte. Ich nehme an, ihr kennt das Schachspiel. Ich will es hier nicht erklären, ihr müsst nur wissen, dass man dazu ein Brett mit 64 Feldern braucht, auf denen verschiedene Figuren gegeneinander kämpfen. Es war einmal, so erzählt die Geschichte, ein armer Mann, der seinem König einen großen Gefallen getan hatte und der versprach ihm daraufhin, er würde ihm jeden Wunsch erfüllen. Der arme Mann, er war Schachspieler, dachte eine Weile nach, dann sagt er, dass er nur einen ganz bescheidenen Wunsch habe. „Ich möchte“, sagte er, „dass du mein Herrscher mir ein Reiskorn auf das erst Feld des Schachbrett legst und auf das nächste zwei und auf des übernächste vier und so weiter, immer das Doppelte von einem Feld zum anderen, bis alle Felder mit Reiskörnern belegt sind.“ Der König war erstaunt, dass der arme Mann kein Gold oder ander kostbare Dinge haben wollte, und er fragte ihn ausdrücklich, ob er wirklich nur ein wenig Reis haben wolle. Dar Mann bestand aber auf seinem Wunsch und so schickte der König nach einem Diener, der eine Handvoll Reis holen und den Wunsch des wunderlichen Alten rasch erfüllen möge. Aber, oh Schreck und Graus, schon nach wenigen Feldern merkte der König, das aller Reis, den er besaß, nicht ausreichen würde, ja nicht einmal der Reis, auf der ganzen Welt, denn es kommen rasch unvorstellbar große Mengen zu Stande, auf Feld 64 müssten Milliarden an Milliarden Reiskörner liegen, eine Zahl mit 19 Stellen, ich weiß gar nicht, wie man die bezeichnet. Jetzt aber zurück zu unserem Coronavirus, diesem Freibeuter der aller übelsten Art. Stellt euch vor, solch ein Miststück kapert an einem Tag einen Menschen, von den vielen neuen Viren, die er frei setzt, befallen 2 am 2. Tag 2 Menschen, dann sind es am 3. Tag 4 Menschen, am 4. Tag 8 Menschen, am 5. Tag 16 Menschen. Probiert es mal mit Reiskörnern auf einem Schachbrett aus. Am Anfang sind es nur sehr wenige, aber es geht ja weiter, bis zum Feld 64 oder dem Tag 64. Schon nach 14 Tagen, also nach 2 Wochen, sind 8000 Menschen angesteckt und nach 3 Wochen eine Million. Die 80 Millionen Einwohner von Deutschland hätten den Virus bevor 3 Wochen beendet wären und die Erde mit derzeit fast 8 Milliarden Menschen wäre angesteckt, bevor die Woche 5 zu Ende wäre und wenn alle Sterne im Universum Menschen wären, wären auch sie alle infiziert, lange bevor der Tag 64 angebrochen wäre,. 64 Tage sind nur etwa 2 Monate, eine sehr kurze Zeit. Natürlich würde es so nicht ablaufen, dem Virus würde aus vielen Gründen die Puste ausgehen. Aber es wäre schlimm genug, auch wenn vielleicht nur einer von 10 richtig krank wird und stirbt. Wenn man nicht aufpasst, gibt es plötzlich ganz viele Schwerkranke Menschen und die Krankenhäuser sind überfüllt und können keine mehr aufnehmen. Das muss man unbedingt verhindern und deswegen müsst ihr im Haus bleiben und keine anderen Kinder oder Lehrer treffen. Denn gegen Viren gibt es keine brauchbaren Medikamente, so wie die Antibiotika gegen böse Bakterien. Man könnte sich zwar durch Impfen schützen, das kann ich aber jetzt hier nicht erklären und es hilft im Moment auch nicht, weil es gegen diesen Corona, den wir jetzt gerade haben, noch keinen Impfstoff gibt. Man kann eigentlich nur eines machen, was wirklich hilft, nämlich daheim bleiben und niemanden treffen. Denn wenn die Viren auf keine neuen Menschen mehr treffen, werden sie eines Tages verschwinden und dann, aber erst dann ist die Gefahr vorbei. Allerdings, man muss es leider auch sagen, kann im nächsten Jahr ein neuer Piratenkapitän sich auf seinen unheilvollen Weg machen, um die Menschheit anzugreifen.

Kinder überstehen solche Piratenüberfälle übrigens besser als alte Leute, weil die Kapitäne, auf den Schiffen, die sie beschützen, noch jung und erfolgreich sind und die Eindringlinge besser bekämpfen können. Aber trotzdem müsst auch ihr euch an ein paar einfache Regeln halten, um gut über diese schwere Zeit hinweg zu kommen:

– möglichst zu Hause bleiben, wenig raus gehen,

– wenn draußen, dann 1- 2 Meter Abstand zu anderen halten, auch zu Spielfreunden,

– möglichst oft die Hände waschen, besonders wenn man draußen war,

– eure Eltern nicht zu sehr nerven, die können ja nichts dafür.

LETZTE BEITRÄGE